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öppis mal öppis

Aktualisiert: 8. Juni 2023

Im märchenhaften Wald auf der Gerschnialp in Engelberg ist dieses Jahr wiederum ein Landartpfad zu sehen. Claudia Häusler, Mitglied des Textileartforum Schweiz, kuratiert ihn bereits zum dritten Mal. Der Titel 2023 heisst «Episoden», und auch diesmal darf ich zusammen mit neun anderen Kunstschaffenden dabei sein.

Gespannt fuhren mein Mann und ich frühmorgens die schmale Strasse auf die Gerschnialp hoch. Im Kofferraum führten wir rund 600 Meter Hanfseil in zwei Stärken mit, im Kopf die Idee, im Wald fünf grosse Knüpfarbeiten aufzubauen: fünf Geschichten, in denen Knoten als Episoden Akzente setzen.

Angekommen auf unserem Gelände, wählten wir erst mal die Bäume, zwischen denen die fünf Werke hängen sollten. Dies war wegen der dichten Bewachsung nicht leicht. Dann fingen wir an: In etwa einem Meter Höhe befestigte mein Mann ein dickes Seil zwischen zwei Baumstämmen. Ich reihte darauf dünnere, zwölf Meter lange Schnüre auf, die ich miteinander verknüpfte. Danach wurde die Arbeit etwas höher versetzt, ich knüpfte, und so ging es weiter, bis das Netz etwa 4 Meter ab Boden hing. Zwei Tage waren wir rund um die Uhr an der Arbeit: Ich mass Schnüre ab und knüpfte, mein Mann stieg die Leiter hinauf und hinab, zurrte die Seile fest und verankerte die fertigen Installationen im Boden.

Während ich knüpfte, begannen die Gedanken zu fliessen. Ich dachte an die kunstvollen Knoten der Kelten oder Chinesen, die Glück, Wohlstand oder ein langes Leben verheissen. Und ich dachte an das Knotensystem Khipu, das ein Bevölkerungsteil der Inka in Südamerika während Jahrhunderten benutzte – einerseits für die Buchhaltung, andererseits aber auch um Nachrichten zu überbringen. Manche Stellen meiner Arbeiten sind eine Reminiszenz daran.


Als Teenager brachte ich mir Makramee bei. Das war damals so sehr en vogue, dass es nachher vierzig Jahre lang von der Bildfläche verschwand. In den letzten Monaten hatte ich die Technik wieder hervorgekramt und die Knoten geübt. So begann ich auf der Gerschnialp mit Weberknoten und halben Schlägen, wurde aber zunehmend freier und verknüpfte die Seile auch mal nach Phantasie. Die Fragen, die ich mir beim Knüpfen stellte, waren eher zeichnerisch: Wo sollten die Linien verlaufen, wo sich vereinigen und verdichten? Und wie dominant sollten die Punkte und Akzente sein?


Als die Installationen fertig waren, kamen uns Fadenspiele in den Sinn, die wir als Kinder ein paar Wochen lang auf dem Pausenplatz gespielt hatten, worauf diese Episode durch eine mit Gummitwist, und nach einiger Zeit durch eine mit Springseilen abgelöst worden waren, und diese wieder...

Es gefällt mir, dass sich diese Spiele auch in meinen Knüpfarbeiten finden. Ausserdem erinnern die Werke ein wenig an Spinnennetze. Ich bin gespannt, was sich darin über den Sommer verfangen wird, und wie sich die Arbeit auch sonst verändert.

öppis isch gsii

öppis verchnüpft sich mit öppis

öppis verwäbt sich mit öppis wo chunnt öppis isch gsii und verbii

öppis mal öppis












Ausser «öppis mal öppis» sind auf dem Landartpfad zu sehen:

Iska Speck, Trilogie









Carla Hohmeister, Bäck-Stumm









Myriam Kaschour, Natur Waldsiegel








Réka Szabó, The Story of a Tree










Kari Joller, Antennen-Stuhl










Hama Lohrmann, Schaum der Zeit









Susanne Ruoff, Sternschnuppen









Elias Zürcher, Landen









Adrian Künzi, Symphonie









Text und Abb. 2 bis 6: Christine Läubli Abb. 1 sowie 7 bis 15: Andreas Bussinger Informationen: Landart Pfad Gerschnialp 3. Juni bis 21. Oktober 2023 Erreichbar durch die Standseilbahn Gerschnialp ab Titliszentrum. Der Pfad ist durchgehend zugänglich. https://www.kultur.spuur.ch/aktuell https://www.tele1.ch/nachrichten/donnerstag-1-juni-2023-151435729?utm_source=shared-email&utm_medium=shared&utm_campaign=Social%20Media



 
 
 

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