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TRANSPARENZ – TEXTILE DURCHBLICKE

Handgewebte Objekte des Vereins «Weben im Aargau»


Vom 20. bis zum 29. August 2021 gaben dreizehn Handweberinnen der Region Aargau / Solothurn im Müllerhaus in Lenzburg Einblick in ihr Schaffen. Die Ausstellerinnen gehören dem Verein «Weben im Aargau» an, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die traditionellen und zeitgemässen Möglichkeiten des alten Handwerks zu erforschen. Die archaischen, aber zurückhaltenden Kellerräume des Müllerhauses in Lenzburg eigneten sich sehr gut dazu, die Vielfalt der Gewebe in Szene zu setzen. Eingerichtet wurde die Ausstellung von Marianna Gostner.


Im Herzen der Ausstellung zeigte Irene Brühwiler Materialexperimente, die sie mit der bildenden Künstlerin Karin Mächler durchgeführt hatte. Die beiden Schwestern hatten diverse Kunststoffe miteinander so verwebt und verbunden, dass Linien, Strukturen und Muster die transparenten Flächen durchbrachen.











Käthi Borer-Gut zeigte kleine Bilder, bei denen sie zerschnittene Fotos und Bilder in ein feines Raster eingewoben hatte. Insekten mit ihren transparenten Flügeln und Netzen, zarte Spitzen und Strukturen erhielten durch diese spezielle Gestaltung einen intimen Charakter. Unscheinbares wurde ins Licht gerückt.








Auch die Bildweberin Elsa Cornelia Real hatte in relativ kleinem Format gearbeitet. Das Thema Transparenz zeigte sie durch stellenweise freigelassene Kettfäden. Diese Leerstellen malten eigene Formen in die harmonischen Farben der gewebten Partien.












Maja Brunold zeigte zwei Objektinstallationen: Zwischen mehrere Gewebeschichten hatte sie Lichterketten arrangiert und dadurch den Eindruck von Lichtreflexionen erzielt – bei einem Werk waren es welche auf einem Tümpel, beim andern solche im Nebel.













Auf einer Islandreise hatte Ursula Verges sich von der nordischen Farbpalette und am Ufer schwimmenden Eisbergen inspirieren lassen. Sie webte Stoffe in den Farben der Landschaft und des Wassers, die sie anschliessend mit LED-Lichtketten zu Tetraedern verarbeitete.













Marlis Renold demonstrierte, dass die Gestaltung von Transparenz durchaus auch mit leuchtenden Farben möglich ist. Auf einem kleinen Webstuhl, den sie auf ihrem Hausboot installiert hat, entstand eine kleine Schalkollektion in den Farben des Flusses und der am Boot vorbeiziehenden Natur – eine Symphonie von warmen Grün- und Blautönen.



Susanna Webers Arbeit überzeugte durch ihren Widerspruch. In aufwändiger Einlegearbeit hatte sie das Wort «Transparenz» auf robuste Bänder «geschrieben». Ausser dem Wort enthielten die Taschen, für die sie die Bänder verwendete, keinerlei Transparenz – ein toller Irritationseffekt!












Die Bretterwand ihrer Nachbarn war Gabi Itins Inspirationsquelle. Sie gestaltete eine zarte Stoffbahn mit in Beiderwand eingewobenen Holz- und Schattenstrukturen – eine berührende Arbeit mit einem profanen Ursprung. Daneben zeigte Gaby zwei Taschen mit runden, transparenten Gucklöchern, die einen beschränkten Einblick in den Tascheninhalt geben, ein Spiel mit dem Thema "Der gläserne Mensch".






Simone Hunziker hatte drei Bahnen gewebt, eine kompakte in Rot-Tönen (symbolisch für die Kraft des Lebens) und zwei transparente in Weiss. Auf allen dreien schimmerte der «Star of Bethlehem», eine Köpervariante. Je nachdem, wie sich die Panels bewegten, ergaben sich andere übereinander gelegte Bilder, sinnbildlich für die Veränderungen eines Lebens, wo man manches je nach Perspektive mehr oder weniger klar sieht.











Auch Isabel Thoma präsentierte zwei Gewebebahnen. Ihre Inspiration hatte sie im Bahnhof Oerlikon gefunden, wo die gläserne Lichtwand «Monolicht» die Unterführung abschliesst bzw. die Betonwand optisch auflöst. Isabel übernahm die Streifen der Glaswände, die sie allerdings statt in Weiss in Rot einwebte und auf der zweiten Bahn mit Dreiecken ergänzte. Die Bewegung der Formen steigt von unten nach oben und wechselt mit der leisen Bewegung der Tücher.







Judith Stalder hatte zwei Doppelgewebe gestaltet und in deren Taschen Symbolträger (eine Hunderternote, ein Tampon und eine Patronenhülse) eingelegt waren, um zu zeigen, wo sie sich mehr Transparenz wünscht.














Beatrix Wyser hatte drei Schals in Kettikat gewebt, welche die gestalterische Sprache Asiens schön aufnahmen. Dazu hängte sie ein kubisches Objekt, auf das sie die Musterung der Schals mit weisser Farbe aufgesprüht hatte. Wenn sich der langgezogene Kubus bewegte, nahm er die Muster der Schals zu seinem eigenen dazu.











Gina Tonet und Irene Brühwiler stellten einen Tisch voller archaischer Artikel zum Thema Bad aus, die sie gemeinsam entwickelt hatten: Peeling-Handschuhe, Rubbeltücher, Duft- und Seifensäckchen, dazu Naturseife von Béatrice Ducrocq. Damit reduzierten sie das Thema «Transparenz» auf ein alltägliches Produkt und demonstrierten gleichzeitig, wie zeitgemäss die Handweberei interpretiert werden kann.









Verstreut in den Ausstellungsräumen standen grosse Metallwürfeln auf dem Boden, die von vier Ausstellerinnen gestaltet worden waren. Maja Brunold hatte ihren Würfel mit unterschiedlich dichten Stellen umwoben, die mal Einblick gaben, mal nicht. Gabi Itin hängte zunehmend kleinere Gewebe in ihren Kubus, die sich labyrinthartig zur Schnecke formten. Dieselbe Idee verwendete sie noch überzeugender für einen kleineren Würfel. Gina Tonet füllte ihren Würfel mit runden Formen aus Jute und Nylonfaden, die von weitem wie Luftballons zu schweben schienen – ein schönes Bild für all die Projekte, mit welchen eine Weberin stets jongliert. Elsa Cornelia Real hängte unzählige Gobelinhölzchen ein und veranstaltete damit ein verspieltes Farbenspiel.


Text: Christine Läubli

Fotos: Monika Franz Svozil und Christine Läubli





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