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Igshaan Adams – Kicking Dust


Der südafrikanische Künstler Igshaan Adams hat eine zauberhafte Welt in die Kunsthalle Zürich gebracht. Einfache, alltäglichen Materialien fügen sich zu schwebenden, kostbar anmutenden Knäueln und Teppichen zusammen. Das Publikum wählt sich seinen eigenen Weg durch die Ausstellung und sieht die Skulpturen mal von der einen, mal von der anderen Seite; einmal schimmert diese Tapisserie hinter einem kunstvollen Drahtgewirr durch, dann wieder jene.

«Dream Lines» heissen solche Pfade

durch eine weglose Landschaft. Hinter dem Begriff stehen Abkürzungen durch eine unwegsame Landschaft oder die Suche nach dem ureigenen Weg.

Inmitten des Raumes liegen wie ein Stück Steppe Teppichfragmente, aus denen feinste Drahtwolken aufzusteigen scheinen. Die Installation «Kicking Dust» beruht auf der Erinnerung des Künstlers an einen südafrikanischen Tanz, den er als Kind bei den Nama, dem Volk seiner Grosseltern, sah. Es ist eine rituelle Werbezeremonie, während der die Tanzenden Staubwolken aus dem trockenen Boden stampfen.


Die in der Ausstellung so wichtigen Linien, Grenzen, Wege führen zurück in die südafrikanische Herkunft von Igshaan

Adams. Er wurde 1982 in Boneheuwel, einem segregierten Township Kapstadts, geboren. Der Stadtteil wurde zwischen 1961 und 1964 während der Zeit der Apartheit angelegt. Alle Menschen von gemischter Ethnizität wurden zwangsumgesiedelt. Hier wuchs der Kreole und Muslim Adams bei seinen christlichen Grosseltern auf. In Bonteheuwel und Langa (dem ältesten Township in Kapstadt) standen sich zwei verfeindete Rassen und Religionen gegenüber. Adams’ Kunst sucht Wege, die solche Unterschiede überwinden.


Die Werke entstanden fast alle in Zusammenarbeit mit Frauen, die während der Coronazeit unter den ausbleibenden

Touristen litten. Ihnen gab Adams mit seinem «Kicking Dust»-Projekt ein Einkommen. Weben ist in Südafrika eine traditionelle Technik. Es vereint unterschiedliche Dinge und lässt doch jedem Element seinen eigenen Platz. Für Adams Tapisserien wurden alte Textilien, Perlen, Schnüre, Seile in eine Kette aus profanen dicken Wäscheseilen eingelegt, Funkelndes liegt neben Mattem, kostbar Anmutendes neben offensichtlich Wertlosem. Der Kontext macht den Wert der Dinge aus.


Auch durch die Bildteppiche selbst verlaufen Wege: Mitten durch kunstvolle Ornamente, wie sie mit billigen Bodenplatten gelegt werden, führt ein

Pfad von Abnützungsspuren. Manche Tapisserien muten an Landschaften oder Landkarten an. Zeit wird sichtbar: Nicht nur die Abnützungsspuren zeigen den Zahn der Zeit an, sie ist auch in der sehr stundenintensiven Webtechnik selbst enthalten.


«Igshaan Adams besitzt ein ausgeprägtes Sensorium für Feinheiten, und er hat einen dichterischen Sinn für die Zeit, und wie sie unser Leben prägt und gleichzeitig an ihm nagt» (Hilton Als, Kritiker)


Text und Fotos: Christine Läubli

Quelle: Saaltext der Ausstellung


Auf der Website der Kunsthalle ist ein Film über Igshaan Adams und seine Arbeit zu sehen.


Die Ausstellung dauert noch bis zum 22. Mai 2022.

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