top of page

abgelegt (Arbeitstitel)


«gwand» (Detail), 2022

Myrta Moser-Zulauf ist eine der Kunstschaffenden, die in der Ausstellung TEXIMUS 4 im März 2023 eine Arbeit zeigen wird. Zu ihrem Werk schreibt sie: Seit Jahren setze ich mich in meinen künstlerischen Arbeiten intensiv mit ästhetischen, technischen und geschichtlichen Aspekten von (alten) Textilien auseinander. Unter dem Titel „abgelegt“ entstehen seit 2020 verschiedene Arbeiten. Ausgangsmaterial für die Arbeiten ist eine Sammlung abgelegter Kleidung von Menschen aus meinem persönlichen Umfeld. Abgelegte Kleidung birgt die Geschichte vorangegangener Tragmomente. Formen, Verunreinigungen und Defekte lassen den früheren Gebrauch erahnen. Deren Fehlen verweist auf die unendliche Verschwendung von Textilien in unserer Gesellschaft. Die ausgestellte Arbeit „gwand“ ist Teil der Werkgruppe, die unter dem Arbeitstitel „abgelegt“ bisher entstanden sind. Die Schnittformen, die nach einer Dekonstruktion oder Auftrennung von textilen Produkten vorliegen, erfahren eine Neuordnung. Diese Stücke sind fertiges Gewebe, das für eine bestimmte Belastung produziert wurde und im Falle von Altkleidern, die oft kaum getragen abgelegt werden, noch völlig intakt ist. Sie bergen eine eigene Ästhetik, die unsere Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten in Frage stellen und erweitern. Es geht dabei nicht um ein Recycling im Sinne von Rückführung als Rohstoff oder Fasern. Vielmehr interessiert mich die künstlerische Transformation eines alltäglichen Produktes.

exuvia I, Fotografien, 2022


exuvia II, Bleistift auf Papier, 2022

Meine künstlerische Intention ist es, Möglichkeiten einer Verbindung oder

Durchdringung von (alten und neuen) Gewebeteilen zu finden, ohne sie komplett in ihre Fasern aufzutrennen. Formen der Transformation zu finden, sie auszuprobieren und wiederum neu zu formen, scheint mir als Künstlerin und auch als Teil unserer Gesellschaft, die zu sorgsamen Umgang mit Rohstoffen und Materialien aufgerufen ist, zeitgemäss und dringlich.

Schtickmuster drei Jacken, Seidenstickerei auf altem Leintuch, 2021

Ich suche nach Ausdrucksformen, die kulturelle oder technische und vor allem auch ästhetische Aspekte von alten und neuen Geweben oder Gewebeteilen berücksichtigen. Spuren der ehemaligen und neuen Verarbeitung, Schnittformen oder Gebrauchsspuren von „alten“ Textilien oder deren Aneignung über Bezeichnung, betrachte ich dabei als mögliche oder gar bestimmende ästhetische Erscheinungsmerkmale in den neu entstehenden Werken. Die sicht- oder spürbare Geschichte von Textilien beeinflussen meinen künstlerischen Umgang damit.

Shop (Auszug), Fotografie, 2020

Als Künstlerin möchte ich Rohstoffen, Verarbeitung, Gebrauch und Ästhetik ein hohes Mass an Sorgfalt und Respekt entgegenbringen. „Alte“ Textilien bergen viel Arbeit, Rohstoffe, Energie, Ideen- und Designentwicklung – zu viel, als dass all dies nicht in eine neue Form überführt werden sollte. Text und Bilder: Myrta Moser-Zulauf www.fisch-und-vogel.ch

138 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page